Wer die Naumburger fragt, worauf sie besonders stolz sind, erhält zwei Antworten: "Dom und wilde Zicke". "Wilde Zicke?", "Na, unsere Ille, die Straßenbahn!", heißt es dann erklärend. Die Zicke-Ille-Straßenbahn wurde stillgelegt zu Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die Menschen wollten nur Auto fahren und störten sich an dem lahmen Gefährt, das den Verkehr aufhielt und quietschend um die Kurven bog. "Nicht mit uns", sagten die Mitglieder des Vereins der Straßenbahnfreunde und kämpften unermüdlich um die Wiederaufnahme des regulären Fahrbetriebs. Seit 2006 ist die wilde Zicke auf einer 2,0 Kilometer langen Strecke pünktliche wie ein Schweizer Uhrwerk unterwegs. Und das mit historischen Triebwagen aus den 20er, 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie verkehrt zwischen Hauptbahnhof und Kernstadt. Betrieben wird sie von der Naumburger Straßenbahn GmbH, die Jahr für Jahr eine Erhöhung der Fahrgastzahlen verkünden kann. Diese Erfolgsgeschichte ist eine besondere, auch weil die Naumburger Straßenbahn der kleinste Betrieb dieser Art in Deutschland ist. Erklärtes Ziel des Straßenbahn-Teams ist es, die Ille eines Tages wieder als Ringbahn verkehren zu lassen. Das ist auch angesichts der enormen Kosten ein wahrlich kühnes Vorhaben, aber es gibt niemanden, der daran zweifeln könnte. Die Zicke soll zuckeln, und das möglichst bald wieder im Ringverkehr.
Weitere Informationen:
Naumburger Straßenbahn GmbH
Heinrich-von-
Stephan-Platz 5
Tel.: 03445 703002
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Textquelle:
Heilig, Helga: Saale-Unstrut 99 Mal entdecken! Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2020.
Bildquelle:
Ebd.