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Katzenglück: mein 5. Geburtstag

Zum 5. Geburtstag nimmt dich das Kätzchen Tammi Taps mit auf ein spannendes Abenteuer und bringt dir so einiges bei, was dich jetzt schon auf die Schule vorbereitet. 

Auf den Spuren des Rings der Alvensleben

Auf den Spuren des Rings der Alvensleben

Carolin Eberhardt

Über die Odyssee eines Erbstückes

Ein magischer Ring von Zwergen, der einer Familie über Jahrhunderte Glück gebracht hat? Klingt, wie ein Märchen der Gebrüder Grimm, ist tatsächlich auch eines. Zumindest wurde die Geschichte von den Brüdern übernommen, denn ihre Überlieferung reicht viel weiter zurück. Laut Quellennachweis bis ins Jahr 1581, in welchem Edinus sie das erste Mal veröffentlichte. Die Übergabe des Ringes jedoch soll wohl noch weiter in die Vergangenheit reichen, nämlich bis ins 14. Jahrhundert.

Auf der Burg Kalbe ereignete sich laut der Überlieferung wohl die Sage, welche auch unter dem Namen „Der Ring der Zwerge“ bekannt ist, und laut welcher der Ahnenmutter der von Alvensleben das Familienerbstück, der magische Ring, von Zwergen als Dankeschön übergeben wurde. Bekannt ist, dass besagter Ring im Laufe der Zeit von Generation zu Generation weitergegeben und wohlbehütet wurde. Auf seiner Reise durch die Jahrhunderte wanderte der Ring an verschiedene Örtlichkeiten, die wir als einzelne Reiseetappen betrachten und nachvollziehen wollen.

Zunächst wäre da die bereits erwähnte Burg Kalbe, wo die Ahnenmutter, der genaue Name ist nicht bekannt, ihre Begegnung der „unterirdischen“ Art hatte. Unterirdisch? Ja, die Zwerge wurden auch als „Unterirdische" bezeichnet. Die Burg, eine Wasserburg aus dem 10. Jahrhundert, wurde leider stark zerstört, so dass heute nur noch der Hausmannsturm, die Ruine der Kapelle, der Giebel des Pallas, das Wachhaus und zwei Gewölbekeller erhalten sind. Der Turm kann heute noch bestiegen werden.

Begeben wir uns auf die weitere Reise des Ringes durch die Zeiten, so landen wir im Jahr 1575, als der Ring nach dem Tod einer Dame von Alvensleben, welche im Kloster Neuendorf lebte, wieder in den Besitz der Familie, vermutet wird als nächster Standort erneut die Burg Kalbe, überging. Es ist nicht bekannt, ab wann der Ring tatsächlich im Kloster verwahrt wurde. Während des 15. Jahrhundert lebten einige Nonnen des Adelsgeschlechtes in besagtem Kloster. Unter anderem kommt die Äbtissin Sophie von Alvensleben als Bewahrerin des Ringes in Frage.

Das Kloster, welches in dem gleichnamigen Dorf ca. vier Kilometer von Gardelegen enfernt liegt, wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt, war ein Kloster der Zisterzienserinnen und gehörte zu den reichsten Frauenklöstern der Altmarkt. Zudem wurde es das Familienkloster der Alvensleben. Nach seiner Gründung bildete sich der Ort im Laufe der Zeit aus den um das Kloster sich ansiedelnden Gebäuden. Heute können noch am Standort die schlichte Backsteinkirche mit dem niedrigen Kreuzgang und einige kleine Klausurgebäude besichtigt werden. Weiterhin werden in der Kirche Konzerte gegeben, eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen kann in der Sakristei der Kirche bewundert werden. Einige gut erhaltene Bürgerbauten, wie das Gutshaus und das Königshaus aus dem Jahr 1745 zeugen von einer längst vergangenen Zeit. Wer den Weg nach Neuendorf auf sich nimmt, kann von einem hochgelegenen Aussichtspunkt im renaturierten Heidegebiet Kämmereiforst bei guter Fernsicht den Brocken sehen.

Nach seiner Rückkehr auf die Burg Kalbe verblieb der Ring vermutlich weitere Jahre dort, bis er in den Wirren des 30-jährigen Krieges in Sicherheit gebracht werden musste. Es wird davon ausgegangen, dass er im Altar der Kirche Siepe eingemauert wurde und im Anschluss daran nach Lübeck kam. Der genaue Aufenthaltsort hier ist nicht bekannt, hinter seinen nächsten Zwischenstationen, nämlich Zichtau und Erxleben II, verbergen sich weitere historische Besitztümer des Adelsgeschlechtes. In Zichtau befand sich ein Gutshof mit einer weitläufigen Parkanlage. Das einstige Gebäude ist heute leider nicht mehr erhalten. Auf Grund seines fortgeschrittenen Verfalls wurde es 2012 abgerissen. Erhalten blieb allerdings der unter Denkmalschutz stehende Pavillon. Weiterhin sind die aufwendig sanierten Gebäude Kornspeicher, Orangerie und Rinderstall erhalten und werden heute für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt. Der Park erfreut sich auch wieder eines hohen Ansehens. Er wurde 2010 bis 2012 in Kooperation der beiden Eigentümer, der Familien Blücher und Dienemann, wiederherstellt.  

Erxleben II meint hingegen Schloss Erxleben bzw. auch Burg Erxleben, ein Schlosskomplex, welcher aus einer mittelalterlichen Burganlage entstand. Das Bauwerk befindet sich an der alten Heerstraße zwischen Braunschweig und Magdeburg. Erbaut wurde die Burganlage um 1100, in den Besitz der Familie Alvensleben, speziell des Ritters Gebhard II. von Alvenleben (1251 – 1283), kam es vermutlich 1282. Die eigenartige Bezeichnung Erxleben II rührt von der Teilung des Schlosses im Jahr 1554 her. Nachdem dir rote Linie der Alvensleben, welche die Schlossanlage in Besitz hatte, 1533 ausstarb, ging der Besitz auf die weiße und die schwarze Linie über, so dass nun die weiße Linie Erxleben I, also den 1785 abgerissenen Hauptturm im Schloss, das Haus mit der früheren Kapelle, das alte verfallene Gebäude bis das Brauhaus, die Hälfte aller Scheunen und Ställe sowie den Platz zwischen beiden Mauern von der alten Quermauer bis an das Tor beim Hausmannsturm, erhielt. Die schwarze Linie erbte Erxleben II, welches das Wohngebäude, das Brauhaus, das Gebäude über dem Tor zwischen Wohnhaus und Turm, die Hälfte aller Scheunen und Ställe und den Platz mit dem Vorwerk vom Tor bis an die alte Quermauer umfasste. Heute kann hier noch die Schlosskirche besichtigt werden, welche regelmäßige Veranstaltungen anbietet. In der Kapelle befinden sich Gedächtnisfenster zu Ehren der Familie Alvensleben, so für den Graf Johann August Ernst sowie die Gräfin Caroline.

Wir befinden uns nun bereits im Jahr 1945, wo der Ring kurz vor der russischen Besetzung gerettet werden konnte. In Nörten-Hardenberg fand er gemeinsam mit seinen Besitzern, der Familie Alvensleben, vermutlich im Schloss Hardenberg, Zuflucht, welches in der Nähe von Northeim in Niedersachsen ihren Standort hat. Die barocke Gutsanlage, auch Vorderhaus bezeichnet, war der private Wohnsitz des Grafen von Hardenberg. Das Gebäude befindet sich am westlichen Fuß des Burgberges, etwa 600 Meter nordwestlich von der Burgruine Hardenberg. Da des Öfteren in den Geschichten in Bezug auf Gebäude parallel von Schloss und Burg gesprochen wird, ist hier schwer zu differenzieren, ob der Ring im Schloss oder in der Burg versteckt wurde. Allerdings befand sich die Felsenburg zu diesem Zeitpunkt bereits in einem ruinösen Zustand. Lediglich der Gutshof unterhalb der Ruine war erhalten und bewohnt.

1946 ging das Familienerbstück zu seinem Schutz bis 2008 in den Domschatz zu Paderborn über. Der Domschatz umfasst christliche Kunst mit mehr als 12.000 Exponaten, zählt zu einer der bedeutendsten christlichen Sammlungen und kann im Diözesanmuseum Paderborn bewundert werden. Zudem handelt es sich dabei um das älteste Diözesanmuseum im deutschsprachigen Raum. Es wurde 1853 gegründet und umfasst heute Glanzstücke mittelalterlicher und barockzeitlicher Skulptur, Malerei, Textil-, Buch- und Goldschmiedekunst bis hin zu schlichten Zeugnissen volksfrommen Brauchtums sowie Werke zeitgenössischer Kunst. Auch wenn besagter Zauberring hier noch nicht seine letzte Station fand, ist das Museum in jedem Fall einen Besuch wert.

Weiterhin wurde der Ring im Domschatz Halberstadt verwahrt. Halberstadt hat wiederum einen Bezug zur Familie der Alvensleben, denn hier hatte diese bis 1289 einen befestigten Hof, den nach ihren Erbauern benannten Truchsesshof.  Nachdem sich der ständige Wohnsitz der Familie Truchsesse von Alvensleben in der Nähe der Kurie im 13. Jahrhundert nicht mehr als notwendig erwies, veräußerten sie Gebäude und Grundstück an Gräfin Bea von Regenstein, welche ein Dominikaner-Nonnenkloster eröffnete. Das Kloster wurde 1810 erst aufgehoben. In der Nicolaikirche folgte 1812 die Einrichtung des ersten festen Stadttheaters, welches allerdings am Ende des 19. Jahrhunderts bereits wieder wegen der Baufälligkeit des Gebäudes seine Pforten schloss. 1945 wurde das Kloster zerstört, auf dem Gelände entstanden Neubauten. Von der Kirche sind heute noch der Ostgiebel und Reste einer Außenmauer vorhanden. Der Dom und der dazugehörige Domschatz Halberstadt, welcher ein Museum kirchlicher Kunst beinhaltet, befinden sich im Eigentum der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Die Sammlung beinhaltet Objekte, die zur Kirchenausstattung und Feier der Gottesdienste im Dom genutzt wurden, darunter auch zahlreiche wichtige Werke mittelalterlicher Kultur, ausgestellt auf einer Fläche von insgesamt 1.200 Quadratmetern.

Nun kommen wir zu der vorerst letzten Station des Ringes, denn 2020 wurde dieser sowie der Kelch durch die Familie Alvensleben persönlich an den Domschatz Brandenburg übergeben. Es ist anzunehmen, dass der Ring, ebenso wie weitere bedeutende Zeugnisse und Kunstwerke im Dommuseum des Domstift Brandenburg gezeigt wird. Besucher können eine Führung buchen.

Phänomenal ist der Aufwand, den die Familie Alvensleben über die Jahrhunderte betrieben hat, um den Ring des Glücks zu schützen und der Familie zu erhalten. Auch heute noch ist er ein wichtiger Bestandteil der Familiengeschichte und wird weiterhin hochgeschätzt und in Ehren gehalten. Ein gewisser Glaube an seine Wirkung hält ebenso heute noch vor.

 

*****

Textquellen:

Pröhle, Heinrich (Hrsg.): Unterharzische Sagen: Mit Anmerkungen und Abhandlungen, Achersleben, Verlag von Oskar Fokke, 1856, S.185f.

Linckus, Anja: Kleinode: Schmuckstücke der Familie von Alvensleben an den Domstift übergeben, 17. August 2020 abgerufen von > https://www.moz.de/lokales/brandenburg-havel/kleinode-schmuckstuecke-der-familie-von-alvensleben-an-domstift-uebergeben-50881523.html#google_vignette< am 20.02.2025.

Alvensleben, Reimar v.: Ring und Kelch der Alvensleben – Geschichte, Sage und Bedeutung: Referat auf dem Alvensleben’schen Familientages am 13.9.2008 abgerufen von > https://www.familie-von-alvensleben.de/wp-content/uploads/2021/10/ringvortrag.pdf< am 20.02.2025.

Kloster Neuendorf in: Internetauftritt der Hansestadt Gardelegen abgerufen von: https://www.gardelegen.de/Stadtleben/Die-Stadt/Ortsteile/Kloster-Neuendorf/ < am 26.02.2025.

Erxleben in: Internetauftritt des Familie von Alvensleben e.V abgerufen von > https://www.familie-von-alvensleben.de/project/erxleben/ < am 26.02.2025.

Der Truchsesshof in Halberstadt in: Internetauftritt des Familie von Alvensleben e.V. abgerufen von > https://www.familie-von-alvensleben.de/project/der-truchsesshof-in-halberstadt/ < am 27.02.2025.

 

Bildquellen:

Vorschaubild: Burgen zu Alvensleben, vorn die Veltheimsburg, im Hintergrund Bergfried der Bischofsburg (Anco Wigboldus 1937), Urheber: Reimar von Alvensleben via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Burg Kalbe, 2014, Urheber: Kirchenfan via Wikimedia Commons CC0.

20030502860NR Kloster Neuendorf (Gardelegen) Klosterkirche, 2003, Urheber: Jörg Blobelt via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Dorfkirche Siepe, 2021, Urheber: ClausNe via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Gut Zichtau um 1750, Zeichnung von Anco Wigboldus via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Schloss Erxleben II (2009), Urheber: Reise Reise via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Schloss Hardenberg, 2012, Urheber: Dehio via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Paderborn Dioezesanmuseum, 2004, Urheber: Alexander Pelzer via Wikimedia Commons gemeinfrei.
 
Halberstadt, Dom, Kreuzgann von Außen, 2017, Urheber: Tilman2007 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

 
 
 

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