Im nördlichen Sachsen-Anhalt, dort wo der Fluss Tanger in die Elbe mündet, liegt die ehemalige Hansestadt Tangermünde auf einer Hochfläche.
Über die Landesgrenzen hinaus ist sie dadurch bekannt, dass sich hier über die Jahrhunderte hinweg viele mittelalterliche Bauwerke, eine große Anzahl Fachwerkhäuser und die an der Elbeseite besonders hohe Stadtmauer erhalten haben.
Die Burg von Tangermünde wurde 1009 erstmals in einer Chronik erwähnt und schon im 13. Jahrhundert entwickelte sich die angrenzende Siedlung zur Stadt. Von 1373 bis 1378 war die Burg Nebenresidenz des Kaiser Karl IV., der von hier aus Beziehungen zum Städtebund der Hanse aufnahm und die Burg zur Kaiserpfalz ausbaute. Späterhin residierten auch die Hohenzollern einige Jahre in Tangermünde.
Die Blütezeit erlebte die Stadt im 15. Jahrhundert als auch viele der schönen Backsteinbauten, wie das Rathaus und die Stadttore entstanden. Am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die ehemals florierende Hansestadt von mehreren Stadtbränden heimgesucht. Auch die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges und ein Pest-Ausbruch machten den Bewohnern schwer zu schaffen. Obwohl die Menschen Not litten, entstanden selbst in dieser Zeit sehr schöne Fachwerkhäuser mit interessanten Schmuckformen.
Da sich im 19. Jahrhundert die damals beginnende Industrialisierung vor allem im Norden der Stadt vollzog, blieben die historischen Bauten unversehrt und auch der 2. Weltkrieg hinterließ glücklicherweise nur relativ wenige Spuren der Zerstörung in Tangermünde. Die meisten historischen Fachwerkbauten konnten bis heute erhalten werden.
Die um 925 erbaute Burg Tangermünde, die zuweilen auch als Schloss Tangermünde bezeichnet wird, ist mit ihren beiden Türmen ein die Stadt weit überragender Gebäudekomplex. Der im 14. Jahrhundert erbaute, etwa 50 m hohe Kapitelturm mit über sechs Stockwerken, wurde im 16. bis 18. Jahrhundert als Getreidespeicher für das Berliner Domkapital genutzt. Heute ist er ein beliebter Aussichtsturm. 1480 errichtete man zur zusätzlichen Sicherung der Burg den Gefängnisturm, der seine Gefängniszellen allerdings erst im 18. Jahrhundert erhielt. Das charakteristische Kegeldach wurde sogar erst 1912 aufgesetzt.
Das unter Kaiser Karl IV. erbaute Schloss zerstörten 1640 schwedische Truppen. Am gleichen Ort wurde dann um 1700 unter Kurfürst Friedrich III. und danach dem preußischen König Friedrich I. das noch heute an dieser Stelle stehende Schloss errichtet.
Umfassend saniert eröffnete hier im Jahr 2000 eine Hotelanlage, später noch weitere Nebengebäude im Schlossgarten.
Auch die evangelische St. Stephanskirche ist ein die Stadtsilhouette prägendes Bauwerk. Sie wurde im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet. An gleicher Stelle stand als Vorgängerbau eine romanische Backsteinbasilika, von der einige Bestandteile in die St. Stephanskirche übernommen worden sind. In mehreren Bauphasen entstand im späten Mittelalter die heute noch bestehende, dreischiffige gotische Hallenkirche mit ihrer hervorragenden Akustik und der berühmten Schererorgel. Musikfreunde haben die Möglichkeit sich an Sonnabenden von Mai bis Oktober von ihren Klängen verzaubern zu lassen oder andere Musikstücke zu hören.
Auf dem Marktplatz, im prächtigen alten Rathaus der Stadt, befindet sich ein Heimatmuseum. Das Rathaus mit seiner 24 m hohen, spätgotischen Schauwand ist ein besonders schönes Beispiel der Backsteingotik. Der Ostflügel wurde 1430 errichtet, etwa ein halbes Jahrhundert später baute man die querstehende Gerichtslaube an. In der oberen Etage befindet sich ein herrlicher Rathausfestsaal.
Um 1300 entstand die etwa 1,8 km lange, an einigen Stellen bis 12 m hohe, markante Stadtmauer, von der die Altstadt auch heute noch fast nahezu vollständig umschlossen ist. Der Bau begann anfangs mit Feldsteinen und wurde dann später mit Backsteinen fortgesetzt. Besonders zur Flussseite hin besticht sie durch ihre gewaltigen Strebefeiler und die historischen Wehrtürme.
Eines der schönsten mittelalterlichen Stadttore in Norddeutschland ist das Neustädter Tor in Tangermünde. Sein rechteckiger Turm wurde um 1300 errichtet, der runde Turm und der Mittelbau entstanden um 1450, als die Stadtmauer wegen der aufkommenden Kanonen verstärkt wurde. Das Neustädter Tor ist mit zahlreichen Schmuckelementen versehen und beeindruckt besonders durch seine vielfältigen Backstein-Ornamente und die hellen Putzblenden. Über der Tordurchfahrt tragen die Putzblenden zahlreiche aufgemalte Wappen.
Seit 1998 gibt es neben den vielen mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten in der Stadt auch ein modernes Ambiente am Elbeufer. Anlässlich des VI. Internationalen Steinbildhauersymposiums Sachsen-Anhalt, das im Sommer 1998 durch die Stadt Tangermünde ausgerichtet wurde, schufen acht Steinbildhauer große Skulpturen, die an verschieden Stellen entlang der Elbe aufgestellt wurden.
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