In der 1906 gegründeten Kant Chokoladenfabrik AG gab es in den ersten Jahren vor allem „Kant-Schokolade“. Im Herbst 1939 wurden die Maschinen nach Tangermünde ausgelagert, die Belegschaft musste in den Wittenberger Arado-Flugzeugwerken und im Sprengstoffwerk WASAG arbeiten. Nach 1945 wurden vor allem Haferflocken, Kunsthonig und Kaffeeersatz benötigt und im Kant-Werk hergestellt, Süßwaren kamen step-by-step hinzu. 1953 wurde die Fabrik „Volkseigentum“ und somit zum „VEB Süßwarenfabrik Nadena Kant“, ein Jahr später hieß es Wikana, was sich aus den Anfangssilben von Wittenberg, Kant und Nadena zusammensetzt. Wikana spezialisierte sich auf Dauerbackwaren, die Nationale Volksarmee war ein Großabnehmer. Nach der Wende übernahm ein Westdeutscher die Fabrik und wirtschaftete sie innerhalb weniger Monate herunter. Die Treuhand beschloss die Liquidation, aber Wolfgang Fischer aus Halle (Saale) übernahm die Fabrik, die nun von seiner Tochter geleitet wird. Inzwischen wurde modernisiert und die Angebote reichen vom „Lutherbrot“ bis zum veganen Quinoa-Kakaokeks.
Das von den Berliner Architekten Wittling & Güldner entworfene Heiz- und Kesselhaus, das lange Zeit irrtümlich den Hamburger Architekten Hans und Oskar Gerson zugeschrieben wurde, stand seit den 1980er-Jahren ungenutzt auf dem Gelände. Obwohl unter Denkmalschutz stehend, wird es 2015 abgerissen. Die eindrucksvollen Reliefs sollen an anderer Stelle präsentiert werden. Bleiben wird weiterhin der süße Duft, auch außerhalb des Werksgeländes.
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Textquelle:
Tietke, Mathias: Wittenberg - die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2015.
Bildquelle: