Unter der lateinischen Bezeichnung Echinocactus grusonii kennen diesen Kaktus meist nur Botaniker und Kakteenkenner. Wesentlich populärer ist der Name Goldkugelkaktus und aufgrund seines beinahe runden Wuchses und den vielen Stacheln augenzwinkernd auch als „Schwiegermutterstuhl“ oder „Schwiegermuttersitz“. Mit seiner Größe, die einen Durchmesser von 80 cm erreichen kann, erinnert er an eine Sitzgelegenheit. Weniger bekannt ist, dass er nach dem Magdeburger Industriellen Hermann Gruson benannt wurde, in dessen Sammlung exotischer Pflanzen sich auch dieser Kaktus befand. Erst 1886 wurde der Goldkugelkaktus wissenschaftlich beschrieben. Noch eine zweite, in Mexiko und im Süden der USA beheimatete Kakteengattung, wurde nach Gruson benannt, „Grusonia“ mit der Art „Grusonia bradtiana“.
Hermann Gruson war ein Nachkomme einer hugenottischen Einwandererfamilie, die Mitte des 17. Jahrhunderts Frankreich verlassen und sich bei Magdeburg angesiedelt hatte. H. Gruson wurde 1821 in Magdeburg geboren und war ein bedeutender Magdeburger Maschinenbauunternehmer, der 1855 seine eigene Maschinenfabrik mit Eisengießerei und Schiffswerft begründete. Erfolgreich war er u. a. mit dem von ihm entwickelten Grusonschen Hartguss. Er produzierte sowohl für die Kriegsindustrie als auch für zivile Zwecke. Dafür entstand 1886 bis 1871 ein neues Werk. Außerdem baute er zur gleichen Zeit ein Wohnhaus und Gewächshäuser für seine ab den 1860er-Jahren zusammengetragene Sammlung exotischer Pflanzen. Diese hat sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der weltweit bedeutendsten Sammlungen exotischer Pflanzen entwickelt.
1889 zog sich H. Gruson ins Privatleben zurück, er wird Ehrenbürger der Stadt Magdeburg. Die heutige Maschinen- und Anlagenbaufirma SKET GmbH führt ihre Unternehmensgeschichte auf die 1855 gegründeten Werke Grusons zurück. Gruson widmete sich bis zu seinem Tod 1895 seiner umfangreichen Pflanzensammlung, insbesondere den Kakteen. Nach seinem Tod übereignete er seine Sammlung mit einem Geldbetrag zur Errichtung der Gewächshäuser der Stadt Magdeburg.
Seit 1896 können die Bürger Magdeburgs diese Sammlung in verschieden angelegten Gewächshäusern samt Aquarium und Terrarium besichtigen.
Die Anlage hat seit ihrer Gründung zahlreiche Um- und Ausbauten erfahren. Nicht zuletzt 1944 nach der Zerstörung einiger Gewächshäuser und dem Verlust eines großen Teils des Pflanzenbestandes im Zweiten Weltkrieg. Doch bereits 1945 wurden das Kakteenhaus, das Sukkulentenhaus und das Große Tropenhaus wiedereröffnet.
Bis 1991 hieß die Gewächshausanlage noch „Städtische Gewächshäuser“. Seitdem ist der tropisch-botanische Garten unter dem Namen „Gruson-Gewächs- und Palmenhäuser der Stadt Magdeburg“ weithin bekannt. 2010 begann eine umfangreiche Sanierung.
Im Klosterbergegarten, ehemals Friedrich-Wilhelm-Garten, gibt es neben dem 2010 fertiggestellten neuen Eingangsbereich zehn Schauhäuser und nicht öffentlich zugängliche Anzuchthäuser. Einige Exemplare der über 5000 exotischen Pflanzen gehen noch auf den Gründer der Gewächshäuser zurück, u. a. ein Goldkugelkaktus. In ihrem Lebensraum werden auch einige Tiere gezeigt, Fische wie die Piranhas, Malawibuntbarsche leben in Aquarien, Kaimane und Pfeilgiftfrösche im Terrarium, natürlich hinter Glas.
Das Palmenhaus gleich nach dem Eingang erhielt einen Baumkronenpfad, von dem die großen Palmen auch von oben betrachtet werden können. In den Häusern wird die Vielfalt der Klimazonen der Welt lebendig, z. T. neu bepflanzte Landschaften beeindrucken. Wie eine kleine Reise in die Tropen, Savannen und Wüsten ist ein Besuch in den Trockenen Subtropen, den trockenen Tropen, dem Bergregenwald, dem Epiphytenhaus, dem Kleinem Tropenhaus und dem Großem Tropenhaus. Hier leben die Kaimane Kaja und Manja und hier stehen zwei Besonderheiten: der Goldkugelkaktus und eine mindestens 50 Jahre alte Agave. Im Aquarienhaus leben neben exotischen Fischen die selten zu sehenden gelben und blauen Pfeilgiftfrösche in Terrarien. Im Königin-der-Nacht-Haus, Lorbeerwaldhaus und Farnhaus, im kleinere Schaugewächshaus des Bergregenwaldes wachsen Bromelien und Orchideen, und fleischfressende Pflanzen. und im neu gestalteten Gebirgsgarten im Außenbereich gibt es Hochgebirgspflanzen der Subtropen.
Es lohnt sich ab und zu auch nach unten zu schauen. Zwischen den Tropenhäusern wuseln vier Straußenwachteln durch die Gänge und suchen nach Futter. Sie lieben das tropische Klima. Nur nachts ziehen sie sich auf höher gelegene Sitzplätze zurück.
Adresse:
Schönebecker Str. 129b
39104 Magdeburg
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Textquelle:
>https://www.gruson-gewaechshaeuser.de< abgerufen am 04.10.2022.
Fotos: Almut Philipp.