Am Lutherhaus, das seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, beginnen oder enden die Touristengruppen ihren kurzen Erkundungsweg, der die Collegien- und Schlossstraße entlangführt. Man nennt sie die Touristenmeile, andere gebrauchen einen weniger schmeichelhaften Ausdruck. Das wiederum passt gut zu Luther, der in seiner Ausdrucksweise oft derb war und empfahl, dem Volke aufs Maul zu schauen.
Im einstigen Augustinerkloster und Wohnhaus der Familie Luther ist nahezu alles Wichtige, was mit Luther zu tun hat, unter einem Dach. Es ist das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt. Nach der letzten Modernisierung in den Jahren 2001 und 2002 ist das Haus barrierefrei gestaltet. Zu sehen gibt es zum einen die Räumlichkeiten, die Luther mit seiner Familie und Kollegen genutzt hat. Hierzu gehört die original erhaltene Lutherstube, in der die Tischgespräche des Reformators stattfanden. Zum anderen sind auf 1.800 Quadratmetern eintausend Exponate ausgestellt. Besonders eindrucksvolle Ausstellungsstücke sind unter anderem die aus der Stadtkirche stammende Predigtkanzel aus Eichenholz, die „Zehn-Gebote-Tafel“ von Lucas Cranach, das Cranachgemälde „Gesetz und Gnade“ aus dem Jahr 1551, die erste Lutherbibel sowie kostbare Drucke und Handschriften.
Nach dem Tod Luthers (1546) übernahm die Universität das
Gebäude und baute es zum Stipendiatenhaus um. Ab 1844 wurde das Lutherhaus von
Friedrich August Stüler grundlegend saniert, ab 1883 nutzte man die ersten
Räume für museale Zwecke. Bis 1937 befand sich im Erdgeschoss des Hauses zudem
die Luther-Schule. Das erst vier Jahrzehnte nach Luthers Tod errichtete
Vorderhaus wurde in Erinnerung an August I. von Sachsen, den Förderer der
Wittenberger Universität, als Augusteum bezeichnet. Auf dem Innenhof und somit
zwischen dem Augusteum und dem Lutherhaus stehen der Lutherbrunnen und seit
1999 eine Bronzeskulptur von Luthers Frau Katharina von Bora in einem Rahmen,
eine Bronzearbeit der Künstlerin Nina Koch.
Verlässt man Lutherhaus und Augusteum und wendet sich nach Osten, so kommt man
nach wenigen Minuten Fußweg zur Luthereiche. Der Legende nach wurde dieser Baum
an der Stelle gepflanzt, wo der Reformator die päpstliche Bannandrohungsbulle
und die Bücher seiner Gegner verbrannt hatte.
Adresse:
Collegienstraße 54
06886 Wittenberg
Kontakt:
03491 / 4203118
Informationen:
www.lutherstadt-wittenberg.de/lutherhaus.html
Öffnungszeiten.
Mo-So: 9:00 - 18:00 Uhr
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Textquelle:
Tietke, Mathias: Wittenberg - die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2015.
Bildquelle:
Mathias Tietke.