Unter den Dessauer Parkanlagen ist der Kühnauer Park die wohl am meisten unterschätzte. Dieser Park bildet den westlichen Abschluss des Gartenreichs. Ab 1805 begann Erbprinz Friedrich von Anhalt-Dessau mit dem Anlegen des Parks.
Das Schloss Großkühnau entstand bereits 1780 für den Prinzen Albert. Dieser Dessauer Prinz muss von schwieriger Natur gewesen sein, ein Grund dafür, dass er sein Schloss am äußersten Rand der Stadt errichten musste. Das Kühnauer Schloss wurde auch nicht reich ausgestattet, bis auf den Festsaal waren alle Räume sehr bescheiden eingerichtet. Deswegen wurde das Schloss auch touristisch immer sehr vernachlässigt und bei einer Renovierung in den 1990er Jahren sogar mit Plastikfenstern versehen. Heute hat die Verwaltung der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz dort ihren Sitz. Glücklicherweise soll das Schloss in den nächsten Jahren umfassend saniert werden.
Sehenswerter als das Schloss ist auf jeden Fall der Park. Der Garten zieht sich schmal am Südufer des Kühnauer Sees entlang. Die meisten Bereiche sind sehr naturbelassen, aber immer wieder finden sich reizvolle Kleinarchitekturen und gestaltete Ausblicke. Größter Hingucker des Parks ist auf jeden Fall das Weinbergschlösschen. Es hält genau, was es verspricht: Es ist ein Schlösschen auf einem Weinberg. Dieses Gebäude versinnbildlicht die Abkehr von den Gedanken der Aufklärung bei der Gestaltung des Kühnauer Parks und den Übergang zur Romantik. Es erfüllt keinen Zweck, aber es sieht so schön aus.
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Textquelle:
Joroch, Carsten : Dessau und Wörlitz: Die 99 besonderen Seiten der Region, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2017.
Bildquelle:
Carsten Joroch.