Dorothea Christiane Erxleben (geborene Leporin; * 13. November 1715 in Quedlinburg; † 13. Juni 1762 ebenda) war die erste promovierte deutsche Ärztin und eine Pionierin des Frauenstudiums.
Auf ausdrücklichen Befehl Friedrichs des Großen durfte Dorothea Christiane Erxleben das Studium aufnehmen. Eine geradezu revolutionäre Maßnahme. Denn damit wurde erstmals eine Frau in Deutschland zum Promotionsstudium zugelassen.
Schon früh hatte sich bei Dorothea das Familientalent gezeigt. Ihr Vater unterrichtete sie in Naturwissenschaften, der Rektor der Lateinschule gab ihr Privatstunden in Alten Sprachen. Auch der Bruder strebte in den Medizinerberuf und wurde später Arzt in Nienburg an der Weser. Aber ein Studium an einer Universität war Frauen per se versperrt. Bis sich ihr Vater an den jungen König von Preußen wandte. Im Alter von 26 Jahren wurde Dorothea zur Promotion zugelassen.
Aber Friedrichs Anordnung reichte aus, um den Widerstand der männlichen Kollegen zu provozieren. Sie schalten sie der Kurpfuscherei. Aber Dorothea wusste sich zu wehren. Ihre Schrift "Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studiren abhalten" (1742) wurde zu einem Manifest für das Frauenstudium:
„Die Verachtung der Gelehrsamkeit zeigt sich besonders darin, dass das weibliche Geschlecht vom Studieren abgehalten wird. Wenn etwas dem größten Teil der Menschheit vorenthalten wird, weil es nicht allen Menschen nötig und nützlich ist, sondern vielen zum Nachteil gereichen könnte, verdient es keine Wertschätzung, da es nicht von allgemeinem Nutzen sein kann. So führt der Ausschluss vieler von der Gelehrsamkeit zu ihrer Verachtung. Dieses Unrecht ist ebenso groß wie dasjenige, das den Frauen widerfährt, die dieses herrlichen und kostbaren Gegenstandes beraubt werden."
1742 heiratete Dorothea den verwitweten Diakon Johann Christian Erxleben (1697-1759), der aus der ersten Ehe bereits 5 Kinder hatte. Nachdem sie 1747 die Praxis ihres Vaters übernommen hatte, ging sie, mittlerweile 39 Jahre alt und selbst mehrfache Mutter, doch noch an die Universität. Im Januar 1754 reichte Dorothea Erxleben ihre Dissertation mit dem Titel Quod nimis cito ac iucunde curare saepius fiat causa minus tutae curationis, 1755 auf Deutsch unter dem Titel Academische Abhandlung von der gar zu geschwinden und angenehmen, aber deswegen öfters unsichern Heilung der Krankheiten, ein, und am 6. Mai desselben Jahres trat sie an der Universität Halle zum Promotionsexamen an, das sie mit großem Erfolg ablegte. Am 12. Juni wurde sie von Professor Johann Juncker feierlich zum „Doktor der Arzeneygelahrtheit" erklärt.
Nach der Promotion führte sie ihr Leben wie bisher weiter. Sie kümmerte sich um ihre Kinder, führte den Haushalt und behandelte ihre Patienten. In Quedlinburg blieb sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1762 die angesehene Frau Pastorin.
Es sollte noch vier Generationen, bis 1899, dauern, dass Frauen im Deutschen Reich regulär zu den Staatsprüfungen in Medizin zugelassen wurden. Ihren Rang, dafür ein Vorbild gewesen zu sein, kann ihr niemand nehmen. Heute trägt das Lehrklinikum der Universität Magdeburg in Quedlinburg ihren Namen.
Drüber hinaus sind das Dorothea-Erxleben-Programm des Landes Niedersachsen zur Qualifizierung von Künstlerinnen für eine Professur an Universitäten und Fachhochschulen nach ihr benannt. Nach ihr sind auch zahlreiche Straßen benannt, unter anderem in Berlin-Altglienicke, Bonn (Vilich-Müldorf), Braunschweig, Dresden, Elmshorn, Halle, Heide, Hettstedt, Hilden, Kiel, Langenfeld, Lübeck und Quedlinburg.
Anlässlich ihres 300. Geburtstags widmete Google ihr ein Doodle.
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- Vorschaubild: Zeitgenössisches Portrait von Dorothea Christiane Erxleben (gemeinfrei, bearb. von Rita Dadder).
- Oben rechts: Briefmarke der Deutschen Bundespost aus der Serie Frauen der deutschen Geschichte. Entwurf: Aretz, Erstausgabetag. 10. Nov. 1988, Michel-Katalog Nr. Ländercode-MiNr: 824
- Titelblatt "Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten". Autorin: Dorothea Christiane Leporin, Erscheinungsjahr 1742. (Scan des historischen Buches, Quelle: Wikimedia Commons)
- Haus Nr. 10 in der Straße Kaplanei in Quedlinburg, Wohn- und Arbeitsort von Dorothea Christiane Erxleben Fotograf: Olaf Meister, CC-BY-Sa 3.0, via wikimedia commons
- Geburtshaus in Quedlinburg, Haus Steinweg 51, Fotograf: Christian Bickel, CC-BY-Sa 2.0, via wikimdia commons