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Geschichten aus der Mitte Deutschlands
Der Brocken

Der Brocken

Florian Russi

Der Brocken, im westlichen Teil des Harz-Gebirges gelegen, gehört zu den bekanntesten deutschen Bergen. Goethe hat ihn dreimal erwandert und ihm im Faust ein literarisches Denkmal gesetzt. Heinrich Heine hat ihn während seiner berühmten Harzreise bestiegen, darüber berichtet und gesungen. Zu DDR-Zeiten war der Zugang teilweise gesperrt. Auf der Höhe des Berges unterhielt die Sowjetunion militärische Abhöranlagen. Mit der Wende ist der Berg wieder zugänglich geworden und wird von vielen Touristen aufgesucht. Viele kommen wegen der Schönheit der Landschaft oder der Aussicht über das Umfeld.
Nicht wenige aber werden auch vom Mythos angelockt, den der Brocken bis heute umgibt. In Märchen, Sagen, Liedern und Gedichten wird der Berg als der Ort beschrieben, an dem die Hexen die Wintersonnenwende (Walpurgisnacht) begehen. Der Brocken, in diesem Zusammenhang auch als „Blocksberg" bezeichnet, ist der deutsche Hexentreff schlechthin.

Im I. Teil seines Faust-Dramas schreibt Goethe u.a.: Er ist der zentrale (Heiligtum) Magnet und Ausgangspunkt, die Zentrale für alles Hexentreiben.
   

„Schreckliche, verhexte Leiber,
Menschenwölf und Drachenweiber!
Welch entsetzliches Getöse!
Sieh, da flammt, da zieht der Böse!
Aus dem Boden
Dampfet rings ein Höllenbroden".


Dem Walpurgisnacht-Mythos liegt wahrscheinlich eine historische Begebenheit zu Grunde.
Im 8. Jahrhundert versuchte Kaiser Karl der Große die germanischen Sachsen mit Gewalt zu christianisieren. Viele von Ihnen wollten aber ihrem heidnischen Glauben treu bleiben und zogen sich vor den Schergen Karls in die unwirtliche und dicht bewaldete Gegend des Harzes zurück. Karl und seine Soldaten wollten Ihnen nicht in das für sie düstere Gebiet folgen. Jedoch ließ der später zum römischen Kaiser gekrönte Karl an den Ein- und Ausgängen des Harzes Wachposten errichten. Sie sollten verhindern, dass die heidnisch gebliebenen Sachsen in ihrer Heimat zurückkehren könnten.

Nun herrschte in den deutschen Ländern schon lange der Brauch mit Lärm, Gebrüll, Feuer, Masken und Stangen den Winter auszutreiben. Das taten eines Tages auch die heidnisch gebliebenen Sachsen, indem sie lärmend vom Brocken herunter und auf die Wachposten zuliefen und sich schaudererregende Hexen- und Teufelsmasken aufgesetzt hatten.

Als Menschen ihrer Zeit waren die Wachleute sehr abergläubig und liefen in Angst und Schrecken davon. Ihren Vorgesetzten berichteten sie dann übereinstimmend vom feindlichen Hexentreiben auf dem Brocken.

Goethe hat im Faust den beteiligten Sachsen folgende Worte in den Mund gelegt:

„Diese dumpfen Pfaffenchristen,
Lasst uns keck sie überlisten!
Mit dem Teufel, den sie fabeln.
Wollen wir sie selbst erschrecken.
Kommt! Kommt mit Zacken und mit Gabeln,
Und mit Glut und Klapperstöcken
Lärmen wir bei nächt'ger Weile
Durch die engen Felsenstrecken!
Kauz und Eule,
Heul' in unser Rundgeheule,
Kommt! Kommt! Kommt!"

So wurde aus einer List ein Mythos und ein Brauchtum, das bis heute nachwirkt.
Der 1141,1 m hohe Brocken ist inzwischen durch eine Bergbahn und eine Zufahrtstraße weitegehend entzaubert. Dennoch ist sein Gipfel das Ziel von Wandergruppen und von Menschen, die das Geheimnisvolle suchen, und natürlich wird hier immer noch der alten Tradition folgend die Walpurgisnacht gefeiert.

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